In den letzten 17 Monaten haben wir gelernt Abstand zu halten, jetzt gilt es einander beizustehen. Die Bilder aus dem Ahrtal sind erschreckend und die Zerstörung beispiellos. Ein Lichtblick bildet aber die gelebte Solidarität in Deutschland und innerhalb der Weinwelt.
Eigentlich plante ich für Ende September einen Besuch im schönen Ahrtal. Gemeinsam mit zwei Freunden wollte ich mich ein paar Tage über den Rotweinwanderweg treiben lassen. Dann kam die Katastrophe: Was einst wunderschöne Kulturlandschaft war, ist nun Krisengebiet. Die Bilder aus der Region sind schockierend und ich vermag mir nicht vorzustellen, wie sich ein solcher Schicksalsschlag anfühlen muss.
Mit einer schier unvorstellbaren Gewalt bahnten sich die Wassermassen ihren Weg durch Dörfer und Gemeinden. Autos, Brücken und Häuser wurden dabei mitgerissen wie Spielzeug. Aktuell sind über 150 Todesopfer zu beklagen. Unzählige Menschen gelten noch immer als vermisst. Ganze Dörfer sind von der Außenwelt abgeschnitten.
Nach Dürresommern schlittern wir jetzt in ein neues Extrem. Jetzt ist aber nicht die Zeit um zu politisieren, vielmehr sollten wir alles tun um den Betroffenen zu helfen. Effektheischende Bilder will ich euch daher ebenfalls ersparen. Das sich etwas ändern muss, dürfte aber wohl jedem klar sein.
In den vergangenen Tagen haben viele Menschen alles verloren. Sie stehen im wahrsten Sinne des Wortes vor einem Trümmerhaufen. Unter diesen Menschen sind auch viele Winzer. Das Ahrtal gilt als eines der herausragenden (Rot)Weinanbaugebiete Deutschlands. Wie auf einer Perlenschnur aufgereiht, finden sich dort große Namen und große Weine. Einige dieser Weingüter sind aktuell schlicht nicht mehr existent. Gebäude, Maschinen und Kellertechnik sind den Fluten zum Opfer gefallen. Ganze Jahrgänge und Flaschenkeller wurden vernichtet und damit auch die Existenz der Winzer.
Es ist bewegend mitzuerleben, dass am vergangenen Wochenende Winzer aus ganz Deutschland ihre Hilfe angekündigt haben. Und wie Winzer eben sind, fackeln sie nicht lange: Sie packten Material, Mitarbeiter und Technik ein und machten sich auf in Richtung Ahr. Ihr Know-how wird dort nun dringend benötigt. In den höheren Lagen steht noch immer der Jahrgang 2021 und will man diesen nicht auch noch verlieren muss dringend gehandelt werden. Irgendwie muss es ja weitergehen, sonst bleibt am Ende wirklich nichts mehr übrig.
Für manche mag es wie blanker Hohn klingen, in einer solchen Not an Wein zu denken. Vielleicht weil sie das Bild des reichen Winzers im Kopf haben, dem eine solche Katastrophe nur wenig anhaben kann. Aber weit gefehlt! Der Verlust eines ganzen Jahrgangs bedeutet für die meisten Winzer schlichtweg eine existenzielle Bedrohung. Durch die Fluten sind außerdem teure Technik und Maschinen zerstört worden. Nicht wenige Weingüter haben gar ihre Gutsgebäude und Keller eingebüßt. Sie stehen sprichwörtlich vor dem Nichts. Geht nun auch der Jahrgang 2021 verloren, dürfte sichdie Situation weiter zuspitzen. Handeln ist dringend nötig. So erzeugen die enormen Wassermengen etwa einen gewaltigen Pilzdruck und natürlich sind auch die regulären Arbeiten im Weinberg nicht einfach hinfällig. Zumal in vielen Tallagen der Schlamm hüfthoch in den Weingärten steht. Fachkundige Unterstützung ist daher bitter nötig. Hier geht also nicht darum, irgendwelche Luxusgüter zu erhalten, es geht um die Existenz ganzer Familien und Betriebe.
Ich verfüge leider nur über theoretisches Wissen und wäre sicherlich keinem eine wirkliche Hilfe. Dumm in der Gegend rumstehen kann ich auch hier, wenigstens behindere ich dann keine Rettungskräfte. Was bleibt ist Spenden. Derzeit nehmen viele Institutionen allerdingskeine Sachspenden mehr an; so überwältigend war die Solidarität der Menschen.
Inzwischen gibt es aber unzählige Spendenkonten. Als Weinliebhaber fühle ich mich nicht nur dem Ahrtal,sondern auch dessen Winzern besonders verbunden. Weshalb ich gerne die Aktion #deradlerhilft des VDP (Verband der deutschen Prädikatsweingüter) hervorheben möchte. Renommierte Weingüter (etwa Aldinger oder Christmann) öffnen zusätzlich ihre Schatzkammern, um weitere Spenden einzunehmen. Dirk Würtz (Allroundtalent vom Weingut St. Antony) hat mit #solidAHRität ebenfalls ein tolles Hilfsprojekt ins Lebens gerufen. Alle Erlöse und Spenden kommen vollständig den Winzern im Ahrtal zu Gute.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass den betroffenen Winzern nicht durch massenhafte Weinbestellungen geholfen ist. Aktuell ist dort nicht an einen Regelbetrieb zu denken und es ist noch immer Unklar, ob diese Weine je ausgeliefert werden können. Wer sich beim Händler mit Ahrweinen eindeckt, fördert am Ende leider nur den Händler.
Wie funktioniert die Spende?
Der Spendenbeitrag ist frei wählbar und kann direkt an den Verein „Der Adler hilft e.V.“ überwiesen werden. Alle Spenden kommen dem Wiederaufbau der Weinbauregion Ahr zugute.
Spendenkonto: Der VDP.Adler hilft e.V.
Rheingauer Volksbank
IBAN: DE 21 5109 1500 0000 2045 28
BIC: GENODE51RGG
Betreff: Solidarität Ahr Weinbau
Heute wird es an dieser Stelle keinen Wein geben. Ich lass die Flasche lieber zu und spende für die Betroffenen.